Der Prokon-Skandal: Alle Hintergründe zum Windkraft-Anlagebetrug!

Es gibt diese Geschichten, bei denen man sich im Nachhinein fragt: Hätte das nicht irgendjemand kommen sehen müssen? Der Prokon-Skandal gehört genau dazu. Ein Unternehmen, das mit grüner Energie und saftigen Renditen lockte, wurde zum Sinnbild dafür, wie selbst das Versprechen von Nachhaltigkeit in einem finanziellen Desaster enden kann. Was als Vision für die Energiewende begann, endete in einer der spektakulärsten Pleiten der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Ein Rückblick, der zeigt, wie Träume von der grünen Zukunft zur ernüchternden Realität werden können.

Die wichtigsten Infos auf einen Blick

  • Der Skandal: Prokon lockte Anleger mit hohen Renditen und nachhaltigen Investments, musste aber 2014 Insolvenz anmelden. Rund 75.000 Anleger verloren insgesamt etwa 1,4 Milliarden Euro.
  • Das Problem: Das Geschäftsmodell basierte auf hochriskanten Genussrechten, fehlender Transparenz und unprofitablen Projekten wie der Biodieselproduktion, was letztlich zum finanziellen Kollaps führte.
  • Die Lehren: Anleger sollten sich vor riskanten Anlageformen wie Genussrechten hüten, Unternehmen brauchen mehr Transparenz und der Graue Kapitalmarkt strengere Regulierung.

Die Geschichte von Prokon: Vom Vorreiter der Windkraft zum Insolvenz-Drama

1995, eine Zeit, in der erneuerbare Energien noch kein Trend, sondern ein Nischenthema waren, gründete Carsten Rodbertus Prokon. Die Idee: Geld von Anlegern einsammeln, damit Windparks bauen und die Gewinne teilen. Eine Win-win-Situation, zumindest auf dem Papier. Mit einer Mischung aus unternehmerischem Ehrgeiz und dem Versprechen, die Welt zu retten, wuchs Prokon schnell. Es wurden Windräder gebaut, Projekte gestartet – und dabei immer wieder neue Investoren angeworben.

Doch wie so oft lag der Teufel im Detail. Schon vor der Insolvenz 2014 machten erste kritische Stimmen die Runde. Verbraucherschützer warnten, dass das Geschäftsmodell von Prokon weniger auf soliden Fundamenten als auf optimistischen Annahmen fußte. Trotzdem ging das Unternehmen auf Wachstumskurs, bis schließlich die Luft raus war und die Insolvenz kam – zum Entsetzen der über 75.000 Anleger.

Das Geschäftsmodell von Prokon und die Rolle der Genussrechte

Der Schlüssel zu Prokons raschem Wachstum lag in den sogenannten Genussrechten. Das klingt erstmal nach etwas, das man sich zu einem Glas Wein gönnt, ist in Wirklichkeit aber eine hochspekulative Anlageform.

Genussrechte sind eine Art Mischwesen: Weder richtiges Eigenkapital noch klassisches Fremdkapital. Die Anleger gaben ihr Geld her, wurden aber weder Anteilseigner noch hatten sie irgendein Mitspracherecht. Was sie bekamen, war die Aussicht auf satte Renditen – bis zu 8 % im Jahr.

Das Problem? Genussrechte sind riskant. Es gibt keine staatliche Einlagensicherung, keine Garantie, dass am Ende auch nur ein Cent zurückfließt. Dennoch wurden diese Rechte aggressiv beworben, als wären sie so sicher wie ein Sparbuch.

Die Realität sah anders aus. Vieles, was Prokon mit dem Geld finanzierte, brachte Verluste. Die Biodieselproduktion beispielsweise – eine teure Fehlkalkulation. Und so wackelte das Kartenhaus immer stärker, bis es schließlich einstürzte.

Warnungen vor der Krise: Warum Anleger trotzdem vertrauten

Man könnte meinen, bei all den Warnungen hätten die Anleger irgendwann misstrauisch werden müssen. Die Stiftung Warentest und andere Verbraucherschützer hatten schon früh vor Prokon gewarnt. Sie kritisierten die undurchsichtige Struktur und die Risiken der Genussrechte.

Doch das grüne Image von Prokon wirkte wie eine Schutzschicht gegen Zweifel. Die Werbung tat ihr Übriges. Sie malte ein Bild, das nicht nur Rendite versprach, sondern auch das Gefühl vermittelte, Teil von etwas Großem zu sein: der Rettung des Planeten.

Dass solche Botschaften gut ankommen, ist keine Überraschung. Wer investiert nicht gern in etwas, das Profit mit einem guten Gewissen kombiniert? Für viele Anleger überwogen diese positiven Aspekte – die kritischen Stimmen wurden schlicht ignoriert. Bis es zu spät war.

Der Zusammenbruch: Wie es zur Insolvenz von Prokon kam

2013 begann das Drama, das schließlich in der Insolvenz endete. Immer mehr Anleger wollten ihre Genussrechte kündigen und das investierte Geld zurück. Das Unternehmen, ohnehin finanziell wacklig, konnte die Rückforderungen nicht stemmen. Die Kassen waren leer. Hinzu kamen Verluste aus anderen Geschäftsfeldern, wie der bereits erwähnten Biodieselproduktion, und ein fast schon wahnsinniger Expansionsdrang. Prokon setzte immer mehr aufs Wachstum, ohne zu prüfen, ob die Basis dafür überhaupt stabil genug war.

Im Januar 2014 war der Punkt erreicht, an dem nichts mehr ging. Prokon meldete Insolvenz an. Die Konsequenzen waren dramatisch – nicht nur für die Anleger, sondern auch für das Vertrauen in die Branche der erneuerbaren Energien.

Die Folgen der Insolvenz für Anleger und die Branche der erneuerbaren Energien

Für die rund 75.000 Anleger war der Prokon-Skandal eine Katastrophe. Die Gesamtschäden beliefen sich auf etwa 1,4 Milliarden Euro, und viele Kleinanleger verloren einen Großteil ihrer Ersparnisse. Besonders bitter: Viele von ihnen hatten das Gefühl, nicht nur in ein Unternehmen, sondern in eine gute Sache investiert zu haben. Die Ernüchterung war entsprechend groß.

Auch die Branche der erneuerbaren Energien bekam die Auswirkungen zu spüren. Der Skandal war Wasser auf die Mühlen derjenigen, die schon immer skeptisch gegenüber grünen Investitionen waren. Projekte, die eigentlich der Umwelt helfen sollten, wurden plötzlich als riskant und unzuverlässig angesehen. Das Misstrauen gegenüber nachhaltigen Anlagen wuchs.

Die Neuausrichtung von Prokon: Ein zweiter Anlauf als Genossenschaft

Nach der Insolvenz wagte Prokon einen Neustart – diesmal als Genossenschaft. Die ehemalige Firma wurde 2015 in eine neue Struktur überführt, bei der die Mitglieder selbst Mitbestimmungsrechte haben. Statt auf undurchsichtige Finanzierungen setzte man auf Transparenz und einen klaren Fokus: die Windkraft.

Die Genossenschaft startete mit rund 40.000 Mitgliedern und übernahm viele Projekte des alten Unternehmens. Die Herausforderung bestand nun darin, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und wirtschaftlich stabil zu bleiben. Trotz aller Schwierigkeiten gelang es, die Aktivitäten fortzusetzen und neue Windparks zu betreiben. Ein Hoffnungsschimmer nach einem turbulenten Kapitel.

Lehren aus dem Prokon-Skandal: Was Anleger und Unternehmen beachten sollten

Wenn der Prokon-Skandal eines gezeigt hat, dann dies: Hohe Renditeversprechen und gute Absichten reichen nicht aus, um ein solides Investment zu rechtfertigen. Genussrechte und ähnliche Produkte mögen verlockend klingen, doch sie sind mit erheblichen Risiken verbunden. Ohne umfassende Prüfung sollte niemand Geld in solche Modelle stecken.

Für Unternehmen war der Skandal ein Weckruf. Nachhaltigkeit ist kein Freifahrtschein für unkontrolliertes Wachstum oder fehlende Transparenz. Ein grünes Image muss mit stabilen Strukturen unterfüttert sein. Und nicht zuletzt wurde klar, dass der Graue Kapitalmarkt dringend besser reguliert werden muss.

Die Energiewende bleibt eine der zentralen Herausforderungen der heutigen Zeit. Doch der Weg dorthin ist alles andere als einfach – und Prokon ist der Beweis, wie schnell gute Ideen entgleisen können.